Früher beteten wir zu göttlichen Wesen, heute zu Betty Blizz.
Wir objektifizieren und entmenschlichen sie, bis sie zu allgemeinem Kulturgut wird - von oben bis unten verdaulich. Die Menschen sind verzaubert von ihrem digitalen Glanz, tauchen ein in ihre künstliche Welt, die allein für unsere Augen erschaffen wurde.
Der Verstand gerät angesichts neuer technologischer Errungenschaften in Verwirrung. Er kann die Fassade nicht vom wahren Wesen unterscheiden, Realität nicht von Illusion, und reagiert darauf emotional. Denn wir spüren jede Art von Beziehung, unabhängig davon, ob sie asymmetrisch ist oder nicht. Betty Blizz ist keine Freundin, sondern konstruierte Macht, die Meinung, Selbstwert und Konsum bestimmt. Sie kennt uns nicht, wir kennen sie nicht.
Lia Lehmkuhl erforscht das komplexe Konstrukt von parasozialen Beziehungen durch eine fiktive Figur und mithilfe verschiedener fotografischer Ansätze. Ihre Arbeit eröffnet neue Perspektiven auf die Dynamik zwischen Medienfiguren und ihrem Publikum, hinterfragt Realität und deren Inszenierung.